Im Zuge der Modernisierung von Krankenhäusern spielen neben der Verbesserung der Behandlungs- und Versorgungsabläufe sowie der Wirtschaftlichkeit zunehmend auch ökologische Gesichtspunkte eine Rolle. Bei der Digitalisierung im Krankenhaus stand zunächst die Verbesserung der Betriebsablaufe durch papierlose Kommunikation und Dokumentation im Vordergrund. Daneben bzw. darüber hinaus zielt der Ansatz des sogenannten „Green Hospital“ darauf ab, durch die Berücksichtigung der Umwelt entweder schon bei der Planung eines Krankenhaus, durch die Sanierung schon bestehender Einrichtung oder Umrüstungen mit neuen Technologien im Bereich des Facility Managements den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung zu minimieren. Bei der Planung neuer Anlagen werden zudem auch die Aspekte der verbesserten Patientenversorgung und des Wohlbefindens, Mitarbeiterfreundlichkeit, Kommunikation und Vernetzung, sowie wirtschaftliche Effizienz mit einbezogen. Das Konzept „Blue Hospital“ fasst all diese Bestrebungen in den verschiedenen Bereichen zusammen und steht damit für einen Umwelt und Ressourcen schonenderen und insgesamt nachhaltigeren und effizienteren Betrieb des Krankenhauses.
Der Verbrauch an Strom, Wärme, Wasser und Licht ist in Krankenhäusern besonders hoch. Zum Beispiel kann ein größeres Klinikum fast den Energiebedarf einer Kleinstadt erreichen, da im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen ein durchgängiger Betrieb gewährleistet sein muss und die Medizintechnik oft einen hohen Strombedarf aufweist. Oft aber hat der hohe Energieverbrauch seine Ursache nicht am tatsächlichen Bedarf, sondern in veralteten Anlagen und Gebäudetechnik. Auch hier könnten Technologien, die schon in Bereichen der Industrie 4.0 zu Verbesserungen und Einsparungen führen eingesetzt werden. Wird zum Beispiel eine alte Heizanlage durch eine neue Anlage mit Blockheizkraftwerk und smarten Regelungssystemen ersetzt und zudem die Isolierung erneuert, führt dies zu eine einem deutlich geringeren Verbrauch sowohl im ökologischen, als auch im ökonomischen Sinn, sowie zu einer erhöhten Kostentransparenz. Auch bietet sich für Krankenhäuser die Möglichkeit, einen Teil ihres Energiebedarfs selbst zu decken, z.B. durch die Aufstellung von Photovoltaik-Anlagen oder der Aufbereitung der eigenen Abfälle und Abwässer zur Gewinnung von Biogas. Letzteres könnte zudem genutzt werden, um die Belastung des Grundwassers mit Medikamentenrückständen zu reduzieren. Auch kann überprüft werden, ob bestimmte, bisher als Einwegprodukte genutzte Materialien wiederverwendet werden können, ohne dabei Standards an die Hygiene zu verletzen. Insgesamt lässt sich die ökologische Nachhaltigkeit von Kliniken in vielen Bereichen wie intelligentem Energie- und Gebäudemanagement, modernen Beleuchtungskonzepten, sparsamen Umgang mit Ressourcen wie Wasser und der Verwendung umweltfreundlicher Baustoffe optimieren.
Doch Nachhaltigkeit umfasst nicht nur die Verbesserung der Umweltfreundlichkeit. Auch die Optimierung der Betriebsabläufe ist Teil des Konzeptes. Dabei spielen Aspekte wie intelligente Flächen- und Raumnutzung, sowohl in der Planung, als auch im laufenden Betrieb, aber auch Kommunikation und Vernetzung zwischen den einzelnen Bereichen des Krankenhauses eine Rolle. Aber bei der Optimierung der Abläufe darf auch nicht das Wohlbefinden der Patienten und des Personals außer Acht gelassen werden. Oft lassen sich die verschiedenen Aspekte jedoch gemeinsam umsetzen. So könnte eine intelligente anpassungsfähige, regelbare LED-Beleuchtung zum einen Energie sparen, zum anderen durch warme Lichttöne und von der Tageszeit abhängige Intensitäten einen natürlichen Schlafrhythmus der Patienten unterstützen. In allen Aspekten finden sich Anwendungsfelder für sogenannte IoT-Technologie (Internet of Things), die es erlaubt, Informationen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, von Raumtemperatur und Ressourcenverbrauch, über Patientenbettenauslastung bis hin zu medizinischen Daten zu sammeln, zu analysieren und für weitere Anwendungen nutzbar zu machen .
Um herauszufinden, wie nachhaltig Krankenhäuser in ihrem jetzigen Status sind und in welchen Bereichen Verbesserungsmöglichkeiten liegen, können die Einrichtungen anhand von Vorgaben wie dem BUND-Gütesiegel „Energiesparendes Krankenhaus“ oder dem darüber hinausgehenden „Green+ Check“ von Siemens Healthcare überprüft werden. Letzterer umfasst nicht nur Kennzahlen zu Energieeffizienz und Gebäudeinfrastruktur, sondern auch den Stand der Kommunikation, Medizintechnik und der Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter im Vergleich zu anderen Krankenhäusern. Der Verein der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) hat in seinem Positionspapier „Blue Hospital – Nachhaltigkeit im Krankenhaus“ diese Ansätze aufgenommen, erweitert und zu einer firmenunabhängigen Anwendungsregel weiterentwickelt.
Das Konzept „Blue Hospital“ bietet die Möglichkeit, ungenutzte Einsparoptionen auszuschöpfen, sowohl im ökologischen, als auch ökonomischen Sinn, gleichzeitig aber auch die Effizienz und Qualität der Prozesse, sowie die Patienten- und Personalzufriedenheit zu steigern und so die Wettbewerbsfähigkeit der Einrichtung zu erhöhen. Als nächster Schritt könnte das „Smart Hospital" stehen, das die Entwicklungen und Maßnahmen des „Blue Hospitals“ aufnimmt, erweitert und in dem intelligente Technologien für höchste Sicherheit der Patienten und Mitarbeiter, sowie für schnellere Kommunikation und abgestimmte Abläufe sorgt.
Referent/in: Dipl.-Ing Johannes Dehm, DIN – Normenausschuss Radiologie (NAR) in Arbeitsgemeinschaft mit der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG)
Referent/in: Frank Dzukowski, KFE Klinik Facility-Management Eppendorf GmbH