Supply-Chain-Management

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Das Supply-Chain-Management (SCM) bezeichnet den Ansatz, Wertschöpfungs- und Lieferketten ganzheitlich vom Rohstoff zum Anwender über Unternehmens- und Einrichtungsgrenzen hinweg zu organisieren und zu steuern. Im Gesundheitswesen werden damit u.a. die Abläufe von der Herstellung von Arzneimitteln bis zu ihrem Einsatz am Patienten betrachtet.

Wenn in der Industrie und der Konsumgüterwirtschaft die Rede von 4.0 ist, wird oft nur der Fokus auf Fertigungsprozesse innerhalb einer Fabrik bzw. eines Unternehmens gelegt. Durch den Einsatz von moderner IT, „smart devices“ und cyber-physische Systemen (CPS) sollen Prozesse automatisiert, Daten gesammelt und analysiert, sowie insgesamt die Abläufe effizienter und transparenter werden. In dieser „smart factory“ sollen zukünftig Fertigungs- und Logistiksysteme miteinander über das „Internet der Dinge“ (Internet of Things, IoT) selbstständig kommunizieren, Lagerbestände automatisch verwalten und das Produkt auf seinem Weg durch die Fertigung lückenlos verfolgen. Doch die Verwendung von IoT-Technologie kann nicht nur dazu verwendet werden, Warenflüsse innerhalb einer Fabrik zu überwachen und zu steuern. Die erfassten und bereitgestellten Daten können über Cloud-Technologie Partnern wie Zulieferern und Abnehmern weltweit zur Verfügung gestellt werden, wodurch diese besser und schneller auf Änderung von Angebot und Nachfrage reagieren können. Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) erlaubt es, physische Güterflüsse für das SCM durch Informationsflüsse zu ersetzen. Durch dieses digitale SCM ergeben sich eine bessere Übersicht über die gesamte Wertschöpfungskette und eine erhöhte Transparenz der einzelnen Abläufe.

Im Bereich Krankenhaus ist diese Transparenz oft noch nicht möglich. Die Beschaffungsprozesse in Kliniken unterscheiden sich teilweise deutlich von denen in der Industrie. Die Gründe hierfür sind vielfältig, wie fehlende Standards und Regelungen, aber auch die individuelle Ausstattung und historisch gewachsene Strukturen der einzelnen Häuser. Als Besonderheit im Bereich Krankenhaus kommt die einzuhaltende Versorgungsqualität der Patienten hinzu, sowie der nur begrenzt planbare Bedarf an Medikamenten und Medikalprodukten in Abhängigkeit zu durchgeführten Behandlungen und Behandlungsverläufen. Ein weiteres Problem sind Medienbrüche innerhalb der Abläufe, wie die Übertragung handschriftlicher Notizen in digitale Form. Durch Übertragungsfehler kann es zu Fehlbestellungen oder sogar falscher Medikation des Patienten führen. Eine durchgehend elektronische Dokumentation würde diese Fehlerquellen reduzieren, für mehr Transparenz sorgen und damit ein digitales SCM ermöglichen. Die Digitalisierung von Dokumentation und Kommunikation allein eröffnet schon viele Optimierungspotentiale, sowohl in Bezug auf Versorgungsqualität und Patientensicherheit, als auch in der Kostenreduzierung. Doch der Einsatz von „smarter“ Technologie, wie sie in der Industrie schon Anwendung findet, könnte darüber hinausgehen. Lagersysteme mit „intelligenten Behältern“ könnten ihre Bestände durch Scannen der eingelieferten und entnommenen Produkte selbst verwalten und rechtzeitig und automatisch Nachbestellungen vornehmen. Anwender wie Ärzte könnten mit dem Einsatz von Medical Apps verabreichte Medikamente digital vermerken und damit an die Station, die Krankenhaus-Apotheke und das Lager die Information weiterleiten. Die so gesammelten Daten können auch vom Zulieferer genutzt werden, um bedarfsgerechter zu produzieren und durch die Vernetzung und Transparenz der Vorgänge Engpässe rechtzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen.

Die immer weiter gehende Digitalisierung und Vernetzung von Lieferketten allgemein könnte zu der Entwicklung von digitalen Liefernetzwerken (Digital Supply Networks, DSN) führen. In so einem Netzwerk würden die Prozesse der Lieferkette nicht mehr linear ablaufen, sondern die einzelnen Prozesse dynamisch aufeinander reagieren. Durch erhöhte Transparenz und die Übermittlung von Daten in Echtzeit wäre es möglich das Risiko zu vermindern, dass Ineffizienzen in einer Phase der Lieferkette Auswirkungen auf die folgenden hätten. Die dafür nötigen Standardisierungen von Daten und Kommunikation würde nicht nur dem Endverbraucher, sondern allen an der Wertschöpfungskette beteiligten Vorteile bringen.

Im Krankenhaus führt die Digitalisierung und Optimierung des SCM und speziell der Logistik nicht nur zu Einsparungen bei Transport und Energieverbrauch, sondern auch zur Verbesserung der Patientensicherheit und Behandlungsqualität. Insgesamt wird das Personal entlastet und kann sich besser auf die primäre Aufgabe, die medizinische Versorgung, konzentrieren.

 

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